Der Finowkanal – Deutschlands älteste, durchgängig befahrbare, künstliche Wasserstraße

 

 

Seit 400 Jahren verbindet der Finowkanal die Havel mit der Oder und war für einen langen Zeitraum eine der wichtigsten Verkehrsverbindungen in der Mark Brandenburg.
Anfang des 17. Jahrhunderts wurde mit dem mutigen Unterfangen eines Kanalbaus auf Geheiß des Kurfürsten Joachim Friedrich Wilhelm begonnen. Unter schwierigsten Bedingungen konnte 1609, nach nur vierjähriger Bauzeit, bereits eine Strecke von 22,6 km von der Havel bis zum Ort Schöpfurth befahren werden. Die politische Situation, finanzielle Engpässe und Rückschläge bei den Konstruktionsarbeiten erlaubten erst 1620 die Aufnahme des regulären Schiffsverkehrs auf dem damals, 38,62 km langen und mit 11 Schleusen errichteten Finowkanal. Infolge des verheerenden Dreißigjährigen Krieges verfiel das grandiose Meisterwerk wasserbautechnischer Ingenieurskunst. Die königliche Order Friedrich II. war Grundlage für die Wiederherstellung des Finowkanals mit verändertem Streckenverlauf und stabileren Schleusen. Bei einer im Jahre 1746 durchgeführten Probefahrt wurden noch zahlreiche Mängel festgestellt. Schließlich war der Kanal 1749 befahrbar. Der Finowkanal entwickelte sich zu einer der wichtigsten deutschen Binnenwasserstraßen und bestimmte die rasante wirtschaftliche Entwicklung des Finowtals und der Stadt Eberswalde als Wiege der "Brandenburgisch- Preußischen Industrie" bis ins 20. Jahrhundert. Noch heute lassen sich an den Ufern zahlreiche kulturhistorische Sehenswürdigkeiten aus diesem Industriezeitalter entdecken. Bald waren jedoch die Kapazitäten der Wasserstraße erschöpft.
1914 wurde der wirtschaftlich effektivere "Großschiffahrtskanal" (später Oder-Havel-Kanal) für die Binnenschifffahrt eröffnet. Der Finowkanal verlor an Bedeutung. Jahrelang diente er vorrangig nur noch zur Regulierung des Wasserhaushaltes. An den Ufern konnte sich eine üppige Vegetation entwickeln. Selten gewordene Pflanzen und Tiere siedelten sich an.

 

Durch die Initiative engagierter Bürger erlebte die idyllische Wasserstraße in den 90-ziger Jahren eine Renaissance. Der Finowkanal wurde für den Wassertourismus wieder entdeckt. Großzügig bereit gestellte finanzielle Mittel des Bundes erlaubten umfangreiche Sanierungsarbeiten, darunter die Restaurierung der Stadtschleuse Eberswalde sowie der Schleuse Schöpfurth in Finowfurt. Weitere Maßnahmen erfolgten zur Schaffung der notwendigen Infrastruktur. Darüber hinaus fand der europäische Regionale Förderverein e.V. in Zusammenarbeit mit dem WSA Eberswalde eine Möglichkeit, die historischen noch handbetriebenen Schleusen von Mitte April bis Mitte Oktober jährlich mit Personal zu besetzen. Durch diese Maßnahmen entwickelte sich der Finowkanal mit seinen 12 handbetriebenen Schleusen, der einmaligen Natur, Ruhe und Beschaulichkeit zu einem Ausflugstipp unter Wassersportlern und Wasserwanderern. Ein weiteres Puzzleteil zur Steigerung der Attraktivität der Finowkanal-Region als Wasserwanderregion war die Revitalisierung des westlichen Teilstücks zwischen Liebenwalde und Zerpenschleuse. Zu den Baumaßnahmen gehörten unter anderem der Neubau der Schleuse in Zerpenschleuse sowie die Ersatzbauten von drei beweglichen an Stelle von starren Brücken in Liebenwalde und Zerpenschleuse. Umfangreiche Ausbaggerungen stellten die Befahrbarkeit des als „Langer Trödel“ bekannten Abschnittes mit Motorbooten sicher. Damit ist eine Verbindung zwischen dem Oder-Havel-Kanal bei Zerpenschleuse über den Voß- und  Malzer Kanal in Liebenwalde mit der Havel gegeben und der historische Finowkanal wieder durchgängig auf seiner ursprünglichen Länge von 42 Kilometern befahrbar.